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Jan Kempinski

Direkt die große Offenbarung am Anfang:

Ich wohne seit Sommer 2021 nicht mehr im Ruhrgebiet,....

Ich habe so viele Jahre in Dortmund gelebt, dass ich nicht mehr so sicher bin, wie viele es waren. Was mehr dafür spricht, wie wild diese teilweise waren und weniger für den Zeitraum.

Was ich mache, ist eine gute Frage, die ich in letzter Zeit oft beantworten musste. Fällt mir leider trotzdem nicht leichter. Von der Jobbezeichnung war ich in den letzten Jahren Veranstalter, Chefredakteur, Social Media Manager, PR-Manager, und Brand Builder. Seit Mai bin ich Marketing Manager bei Höme - Für Festivals. So diffus, so gut. Was ich aber eigentlich mache- mittlerweile stärker denn je - ist, zu helfen, Ideen und Werte, an die ich glaube, umzusetzen und dafür eine Öffentlichkeit zu schaffen. In das Entwickeln von Formaten, Kampagnen, Wordings und Ideen fließt dabei meine meiste Kreativität ein.
Nebenher lerne ich nicht so kontinuierliche ein Instrument, was etwas frustrierend ist, aber manchmal ist kochen und ein gemeinsames Dinner mehr als Ausgleich genug - sowohl kreativ als auch mental.

Der größte Erfolg, ist wohl, nicht mehr über Erfolge nachzudenken.

Ich mache mich beruflich und privat immer mehr von Erwartungshaltungen anderer unabhängig. Dabei liegt der Fokus darauf, gute Entscheidungen zu treffen, die sich gut anfühlen. Nicht im Sinne von rücksichtslos anderen gegenüber, aber eben auch nicht mehr rücksichtslos mir gegenüber. Das ist ein sehr großes Privileg, über dass ich wirklich froh bin. Abgesehen davon ist es immer noch manchmal surreal, dass ich ohne Abi aber dafür mit instabiler Psyche da gelandet bin, wo ich heute bin und bis hierhin schon so viel machen konnte.

In den letzten über zehn Jahren – was zum Teufel, how old am I – gab es viele Herzensprojekte.

Angefangen hat dieser krude Lebenslauf mit dem Onlinemagazin Hömma, in dem wir uns ganz ähnlich wie Ruhrgestalten mit der lokalen Kreativszene auseinandergesetzt haben. Danach war es das Veranstaltungsformat Poser, Prollos & Poeten und nun ist es auf jeden Fall Höme.

Wir beschäftigen uns damit wie wir die Festivallandschaft zu einer Community formen können, um mit so vielen Festivals wie möglich gemeinsam an den Themen der Zukunft zu arbeiten. Sei es Nachhaltigkeit, Rassismus, Sexismus, Ableismus, you name it. Bald gibt es auch eine stabile Festival App, die sich natürlich alle herunterladen sollten.

HÖMME WebsiteHÖMME Website
Es ist wirklich spannend an diesen Themen strukturell arbeiten zu können und mit der Stelle ist ein kleiner Traum für mich in Erfüllung gegangen. Trotzdem muss ich sagen, dass eine Lehre der letzten Jahre auf jeden Fall war, dass Herzensprojekte mich nicht mehr aushöhlen dürfen. Dass es wichtigeres gibt, als das was ich mache. Herzensprojekt ist daher mittlerweile wohl eher, für andere da zu sein und die nötige Energie dafür zu haben.

Trotzdem merke ich seit geraumer Zeit, dass ich mal wieder Bock habe, etwas Neues zu machen.

Die nette Antwort wäre, dass mich das Ruhrgebiet insofern geprägt hat, dass ich weiß, wie ich mit wenigen Ressourcen und den richtigen Leuten trotzdem großartige Ideen umsetzen kann.

Dass ich ungeachtet dessen, was ich vorher erreicht habe, mir hier Räume schaffen kann, in denen ich stattfinde oder ich etwas stattfinden lasse. Truth to be told: Diese vielen lieben Menschen, die im Ruhrgebiet prägend für mich waren, leben fast alle nicht mehr im Ruhrgebiet und vermutlich ist es so, dass Menschen, die Ideen haben, sich auch anderenorts finden. Der Grund wieso viele weggezogen sind, ist, dass diese Räume großartig sind, wenn Du noch nicht auf Perspektive angewiesen bist. Umso frustrierender ist es allerdings, wenn Du versuchst, dir langfristig etwas aufzubauen und die Region zu bereichern: Sei es mit Magazinen, Veranstaltungen, Musik, Filmen oder Kunst. Da sind die Möglichkeiten sehr begrenzt. Daher ist die Wahrheit wohl, dass ich sehr dankbar für die Möglichkeiten bin, aber mein Schaffen vor allem darin beeinflusst wurde, dass ich gemerkt habe, dass das nicht reicht.

Mein Lieblingsort ist auf jeden Fall die Brücke in die Bolmke morgens um 7 Uhr, wenn die Sonne gerade aufgeht und die Vögel noch zwitschern, und natürlich der Außenbereich für die Schweine am Schultenhof. (Gruß geht raus an die Schweinis, you know who you are.)

Aber auch bisschen das Labsal und die bisschen zu ausufernden Abende, ein Dach auf der Hohen Straße, der Rekorder, jeder Balkon, auf dem ich um 5 Uhr morgens noch eine Zigarette geraucht habe. Die Schauburg in Dortmund, das Casablanca in Bochum. Eine Eisdiele in Wetter. Der Südwestfriedhof und die Mallinckrodtstraße kurz vor dem Hafen mit dem Blick in Richtung Stadt. Sorry U, aber das ist Dortmunds wahres Eye Candy.

Das Ruhrgebiet ist für mich viele lange Nächte und kurze Tage, günstiges Premiumbier, liebe Menschen (in der Reihenfolge).

Es ist viele Ambitionen, Ideen und Möglichkeiten, aber oft auch starre Strukturen, veraltete Ansichten und bewusste Blockaden. Das Ruhrgebiet ist ein Ort, welcher stets im Schatten des eigenen Potenzials bleibt – oder in einem Satz, der mich seit Ewigkeiten begleitet: “Ich habe das Gefühl, langsam ändert sich hier was.”

Vielleicht hat es die eine oder andere Person bemerkt, aber ich meckere ziemlich viel.

Das langweilt mich selbst schon sehr. Ansonsten liebe ich jede Möglichkeit nichts zu tun, was auch nicht unbedingt als Aufhänger für einen spannenden Film taugt. Ach ja und ich hasse es, wenn Geschirr in der Spüle liegt. Werde beim Schreiben schon sauer deswegen.
Für mehr Kreative Köpfe,

aus dem Ruhrgebiet!

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